• Gelegenheiten für praxisorientiertes Lernen
  • Personen und Unternehmen außerhalb der Schule kennenlernen
  • Entwicklung von Partnerschaften, die einen Mehrwert für die Schule stiften
  • Erfahrung von natürlichen Zusammen hängen und Wirtschaftskreisläufen
  • Gemeinschaft praktizieren: miteinander planen, zubereiten, essen
  • Kosten, Probieren, Spaß haben: Was schmeckt wie? Wem schmeckt was? Welche Rezepte sind gut? Wie bereitet man bestimmte Rezepte zu?
  • Präsentation der Arbeit, Gäste einladen, Anerkennung erhalten
  • öffentlich berichten durch Presse und Rundfunk

Wo kommt das Geld für Projekttage oder Projektwochen her?

  • Schulfördervereine anfragen
  • LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla e.V. anfragen
  • Unternehmen in der Region für finanzielle Spenden oder Sachspenden ansprechen
  • Lottomittel des Freistaates Thüringen einwerben
  • Der Freistaat Thüringen fördert Projekttage im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von unterrichtsbegleitenden und außerunterrichtlichen schulischen Maßnahmen an Thüringer Schulen, Auskunft über Schulamt Mittelthüringen

Beispiele

Projektwochen 2011

Es waren rund 600 Schüler mit ihren Lehrern, die sich im Herbst 2011 während ihrer Projektwochen mit gesunder Ernährung und regionalen Produkten befassten. Hintergrund ist das strategische Projekt „Schulessen – Regional, Gesund und Gut“ in der Region Saale-Orla. Es wurde im Auftrag des Landratsamtes Saale-Orla durch die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla e.V. angeboten.

An den Projekttagen beteiligten sich 7 Schulen: die Grundschulen Knau, Ebersdorf, Gefell und Schleiz, die Regelschule Remptendorf, die Friedrich-Fröbel-Schule und das Gymnasium Schleiz. Die Lehrer entwickelten attraktive und anspruchsvolle Konzepte, bei denen theoretische Blöcke mit praktischem Unterricht wechselten. Und selbstverständlich gab es viele Begegnungen und einen intensiven Austausch mit regionalen Produzenten und Verarbeitern von Lebensmitteln.

Womit befassten sich die Schüler in diesen Tagen? In der Grundschule Knau nutzte man die Nähe zu den Agrarbetrieben der Region. Beim Besuch in der Schlachterei der Agrofarm Knau lösten die am Haken hängenden Schweinehälften bei einigen Kindern ein lautes „Iiii“, aus. Aber schon bei der zweiten Frage, wer denn gern Schnitzel esse, flogen auch Hände der Iii-Rufer in die Luft. In der Folge wurden die Verarbeitungsschritte und ihre Abfolgen erläutert. Da in Knau mit dem Fischerhof Händelsmühle ein weiterer Produzent arbeitet, lag es nahe, auch ihn zu besuchen. Die Kinder erlebten, wie Fische gezüchtet und vermarktet werden. Später bereiteten sie einen leckeren Räucherfischsalat zu. Als dritte Exkursion stand eine Fahrt zur Ruhmühle Ebersdorf im Wochenprogramm. Ihren Abschluss fand die Projektwoche mit einem von den Kindern gestalteten Buffet.

An der Friedrich-Froebel-Schule Schleiz gibt es mit dem Salat-Buffet im laufenden Schuljahr eine Neuheit in der Schulspeisung. Finanziert wird es mit einem Teil des Preisgeldes, das die Schule bei ihrer Teilnahme am Wettbewerb „Schulessen“ 2010 gewonnen hat. Das Salatbuffet wird in einem 14-tägigen Rhythmus eingerichtet und erfreut sich großer Beliebtheit, zum einen, weil es kostenlos ist, zum anderen, weil es vielfältige Alternativen bietet und den Geschmack auf gesünderes Essen lenkt. Die Schüler können an diesem Tag aus vielen Komponenten wählen und selbst entscheiden, was und wie viel sie essen. Das findet Anklang.

Die Remptendorfer Schüler besuchten in der Projektwoche die Hühnerfarm Thierbach und den Biohof Metzner in Burglemnitz. Außerdem rollte der mobile Backofen des Christopherushofes Altengesees auf den Schulhof, in dem die Schüler Brötchen backen konnten. Großen Zuspruchs erfreute sich ein Kräuterbuffet, das die Schüler gemeinsam mit der ortsansässigen Kräuterfachfrau Birgit Grote anrichteten. Schafskäse mit Rapunzel und Kräutern gab es, eine Petersilien-Schnittlauch-Butter oder einen Sauerkraut-Brotaufstrich. Die handgemachten Spezialitäten wurden der ganzen Schule präsentiert.

Ihren Abschluss fanden die Arbeiten aller 7 Schulen in einer öffentlichen Präsentation. Die Grundschulen stellten ihre Ergebnisse in der Böttcher-Turnhalle Schleiz vor, die Schüler der Mittelstufe zogen in die Wisentahalle ein. Vielfältig und originell wurden die Ergebnisse vorgesungen, vorgetragen und mit Anschauungsmaterial unterlegt. Fruchtbar war auch der Austausch der Schulen untereinander. Zu einiger Berühmtheit gelangte das mehrfach angerichtete Kartoffelbüfett der Landgenossenschaft Dittersdorf, das bei allen, die davon kosten durften, bleibende Erinnerungen hinterließ.
Das Geld für die mit viel Engagement durchgeführten Projekttage entstammte dem 1. Platz beim Landeswettbewerb „Innovative Projekte im ländlichen Raum“ 2010. Einen finanziellen Eigenanteil steuerte das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises bei.

Wir danken besonders den Schulleitungen und Lehrern der beteiligten Schulen und Agrarunternehmen der Region für ihr Engagement und die gute organisatorische Umsetzung!

LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla e.V.

Kartoffelsalat-Championat

Projekttage Schulessen Gymnasium Schleiz

„Im Unterricht können wir uns einen Film ansehen, aber das war es dann auch“, sagt die Biologielehrerin Jutta Steinbiss vom Gymnasium Schleiz und versucht, etwas Ruhe in ihre Sechstklässler zu bringen. Die stehen und sitzen mit Messern vor großen Schüsseln und Schneidebrettern, schälen und schneiden Kartoffeln, würfeln Gurken, Tomaten und Knoblauch. Sie sind mit Feuereifer bei der Arbeit, tauschen sich dabei lautstark aus und sind angespannt. In wenigen Minuten wird der Kartoffelsalat-Champion gekürt.

Innerhalb der Projekttage zum Thema „Gesunde Ernährung“ haben sich die Schüler ein anspruchsvolles Programm auferlegt. Sie haben Besuche im Kartoffellagerhaus Dittersdorf und im Schweinestall Sorna gemacht. Obwohl sie alle aus dem ländlichen Raum stammen, sind solche Eindrücke und Ansichten Neuland. Die Betriebe wirtschaften zwar in der Region, aber von den Vorgängen in den Betrieben ist – nicht nur bei Schülern – herzlich wenig bekannt. Den Erläuterungen der Schweinezüchter und Kartoffelbauern haben viele staunend gelauscht. Einiges hat sich eingeprägt: Elfe, Gala und Laura sind Kartoffelsorten, die sie kennengelernt haben. Es gab sie nicht nur zu sehen, die Dittersdorfer haben auch ein opulentes Kartoffelbuffet aufgefahren. Das traf den Geschmacksnerv der Schüler.

„Der Praxisbezug ist der Knackpunkt der Sache“, meint ihre Lehrerin, und mit den Projekttagen hat man viele praktische Bezüge gefunden. Im kommenden Schuljahr würde sie so etwas gern wiederholen, denn es erweitert das Spektrum der Lernmethoden.

Warum gibt es solche Projekte nicht öfter?

Zu einem Teil liegt das an fehlenden Mitteln. Im Herbstprojekt 2011 gab es Reisekosten für Fahrten zu regionalen Produzenten oder Anschaffungskosten für die Lebensmittel, die man in der Schule auf ihren Nährwert hin untersucht hat. Jeder Schüler hat schon einen Burger gegessen, aber noch keiner hatte einen Burger auf seinen Nährwert hin untersucht. Burger und Cola haben zum Teil so viel Energie, dass die täglichen 2200 Kilokalorien, die für diese Altersgruppe durchschnittlich nötig sind, schnell erreicht und noch schneller übertroffen sind. Wer das selbst untersucht hat, behält es besser im Gedächtnis als Wissen, das einem Buch oder dem Internet entstammt. Außerdem wird so eigene Verantwortlichkeit für die Ernährung entwickelt.

Für ihre Kartoffelsalatproduktion nutzen die Schleizer Gymnasiasten den Wirtschaftsraum der Grundschule. Zum Glück liegt er nur wenige Fußminuten vom Gymnasium entfernt. Gearbeitet wird in 5 Gruppen. Jede Gruppe hat ihren Teamchef, und Noten gibt es für die Projektarbeit natürlich auch. Noten wirken motivierend und die Formen der Projektarbeit finden Anklang. „Das ist auf jeden Fall besser als Unterricht“, bestätigt eine Schülerin, während sie Kartoffeln für ihren Salat schält. Es ist Unterricht in anderer Form, Unterricht, der Freude bereitet und informelles Lernen ermöglicht.

Im Projektverlauf stellte man direkte Zugänge zum Thema Essen her. Für die Salatherstellung hat sich jede Gruppe auf ein Rezept geeinigt, das von Müttern oder Großmüttern empfohlen wurde. Dann wurden Zutaten gekauft und Kartoffeln gekocht. Jetzt, am Ende des Schultages, kommt es darauf an abzuschmecken. Abschmecken ist anspruchsvoll, so etwas haben die wenigsten bislang selbst probiert. Spaghettis mit Tomatensoße zu kochen ist keine Kunst. Lieblingsspeisen wie Pizzas oder Pflaumenknödel mit Vanillesoße bekommt man in der Schule serviert oder ins Haus geliefert. Aber Selbermachen?

Mittlerweile sind die fünf Salate fertig und die Bewertung steht bevor. Jeder Schüler kostet von jedem Salat, dann einigt man sich in den Gruppen auf die Reihenfolge. Am Ende verkünden die Gruppensprecher die Ergebnisse. Und das ist schwieriger, als man geahnt hat. „Lecker“ oder „gut“ ist als Bewertung zu allgemein. Bemerkungen wie „na ja“ oder „es geht schon“ oder „gewöhnungsbedürftig“ lösen zwar Heiterkeit aus, aber die Schüler merken, dass man genau hinschmecken und nachdenken muss, um sachlich sowie für die anderen nachvollziehbar zu werten. An einen Salat ist zu viel Knoblauch gekommen, bei einem anderen fehlen Salz und Pfeffer. Gurke und Tomate geben Frische und machen knackig.

Und überhaupt, Frische! In der Produktwerbung wird der Begriff „Frische“ pausenlos benutzt. Doch wie oft stecken Zutaten dahinter, die tiefgekühlt und weitgereist sind, deren angebliche Frische oder deren „frischer Geschmack“ künstlich erzeugt oder herbei geredet wird. In ihrem Projekt haben die Schüler Zusammenhänge erfahren. Sie wissen jetzt besser, was Frische bedeutet, dass die Zutaten wichtig sind und die Geschmacksnerven noch einiger Übung bedürfen, um gut abschmecken und bewerten zu können.

Am Ende ist eine Salatschüssel leer gegessen. Die Reste der anderen vier Gruppen werden mit nach Hause genommen und nicht in den Müll geworfen. Viel zu viel Essen und damit auch bares Geld fliegt heute in den Müll, aber das zu erforschen wäre schon wieder ein neues Projekt.

Mit der Kräuterfee ans Regionalbuffet

Abschlusspräsentation der Regelschule Remptendorf

„Schmeckt angenehm nach Zwiebel“, meint ein Mädchen, und damit ist selbstredend kein Kuss gemeint. Zusammen mit ihren Mitschülern verkostet sie einen der Aufstriche am Kräuterbuffet in der Regelschule Remptendorf. Ein Brotstück nach dem anderen wird bestrichen und genüsslich verspeist. Die Auswahl ist groß, man muss sich erst einmal den rechten Überblick verschaffen. Stattliche zwölf Aufstriche haben die Schüler der fünften Klasse an diesem Schulvormittag hergestellt. Und jetzt, zur Mittagszeit stürmen die anderen Schüler das Buffet. „Eh – der drängelt sich vor!“, empört sich ein Mädchen in der Warteschlange, aber noch reicht der Vorrat in den Schüsseln. Es findet zwar keine Schlacht am Kalten Buffet statt, aber von stürmischer Belagerung lässt sich doch reden.

Im Hintergrund stehen die Biologielehrerin Annette Otto und Birgit Grote aus Remptendorf. Sie betrachten das Treiben. Birgit Grote ist eine Kräuterfrau und wohnt im Ort. Seit Jahren leitet sie an der Schule die Arbeitsgemeinschaft Kräuter. Kräuterbuffets hat sie schon viele gemacht. Alle Aufstriche sind mit säuberlich geschriebenen Schildern versehen, die Tafel selbst ist herbstlich dekoriert. Schafskäse mit Rapunzel und Kräutern steht dort, Petersilien-Schnittlauch-Butter, Preiselbeer-Creme und ein Sauerkraut-Brotaufstrich. Andere Aufstriche sind mit einer Knoblauch-Senf-Mischung oder mit Zwiebeln angerührt worden. Hier gibt es viel zu probieren, und die Mitschüler würdigen die Arbeit der Fünftklässler mit vollen Backen.Das Programm der Projekttage rund um die Gesunde Ernährung hat die Biologielehrerin Annette Otto entwickelt. Am ersten Tag stand „Gesundes Frühstück“ auf dem Programm. Als besondere Attraktion fuhr der mobile Backofen des Altengeseeser Christopherushof in den Schulhof ein. Im Ofen haben die Schüler Brötchen backen können, das Mehl dafür kam aus der Ruhmühle Ebersdorf. Der Backofen wird mit Holz befeuert, ein besonderes Erlebnis in einer Welt hochtechnisierter Küchen.

Der zweite Projekttag steht im Zeichen des Kräuterbuffets, für das fünf Gruppen geschnitten, gerührt und probiert haben. „Wir haben ganz schön gekleckert“, kichert ein Mädchen, „aber es hat riesigen Spaß gemacht.“ Auch die Jungen waren mit Begeisterung dabei. „Meine Mama hat einen Garten, da hat sie mal Äpfel reingebracht, da hab ich eine Apfelsalat gemacht, der war auch sehr lecker“, berichtet ein Junge selbstbewusst. Viele Eltern oder Großeltern, ist zu erfahren, bewirtschaften noch Gärten. Und so hilft mancher im Haus beim Schnippeln und Anrühren oder versucht sich auch einmal allein. Im aktuellen Jahrgang der 5. Klasse bestehen gutes Vorwissen und reichlich Erfahrungen, sagt die Kräuterfrau Grote, aber das ist beileibe nicht in jedem Jahrgang so. Auch auf den Dörfern bekommt die Beziehung zum eigenen Garten Risse.

Am dritten Projekttag ist eine Besichtigung der Hühnerfarm Thierbach vorgesehen, wo Eier produziert werden. Danach geht es zum Biohof Metzner nach Burglemnitz. Dort wird frische Milch verkostet, die allen ausgezeichnet schmeckt.

Sieben Themenkomplexe hatte die Lehrerin ihren Schülern zur Auswahl angeboten, darunter theoretische Einheiten zu Ernährungsregeln oder zur Ernährungspyramide.

Letzten Endes reichte die Zeit nur für einen Teil des Stoffes. Wichtigste Erkenntnis: 27 Kinder waren in dieser Zeit glücklich und mit Feuereifer bei der Sache. Denn am besten schmeckt es natürlich, wenn man etwas selbst gemacht hat. Da ist auch „der Appetit ganz anders“. In der Flut der Fertigprodukte bringt das Selbermachen ein wenig Grund unter die Füße. Diesen Grund kann man gut brauchen, wenn man sachkundig zwischen gesunder und ungesunder Ernährung unterscheiden will. Rezepte, die in der Projektwoche Anklang finden, probieren die Schüler später auch zu Hause aus, um ihren Eltern zu zeigen, was sie können. Und welche Eltern ließen sich nicht gern von ihren Kindern am Tisch verwöhnen? Solche Projekte wirken tief, langfristig und über die Schule hinaus. Sie helfen, Gewohnheiten zu ändern.

Am Ende des Projekttages mit Kräuterbuffet werden die fast leeren Schüsseln in den Kühlschrank geräumt und die Tische abgewischt. Der Sauerkrautsalat hat den Appetit zur Hälfte überlebt, ansonsten schimmern die Schüsselböden hell durch. Einer der abräumenden Jungen überlegt kurz. Dann fährt er mit einem Finger einen Schüsselrand entlang und leckt den Finger ab. Die Brotstücke waren leider alle, und frisch schmeckt der Aufstrich am besten. Gelernt ist gelernt.